Freitag, 27. Januar 2012

Nachtrag zu Freitag, dem 13.

Zugegeben, wie man an meinen letzten Einträgen sehen kann, bin ich mental noch ein bisschen in Kuba. Was auch daran liegt, dass ich von Brüssel keine Fotos mehr machen und deshalb auch keine guten Geschichten mehr erzählen kann (Ihr wisst schon, die kaputte Kamera, mein Mini-Gehalt, kein Geburtstag weit und breit...).

Dabei hätte ich am Freitag, den 13., eine hübsche Anekdote parat gehabt. Es begab sich nämlich zu der Zeit, dass ich mit eiskalten Füßen im Büro saß. Und das, obwohl ich meine neuen gefütterten Stiefel trug.

Kein Problem, dachte ich mir, und stellte meine Füße in den neuen Stiefeln auf den Heizlüfter. Zwanzig Minuten später stand ich auf - und stand komplett schief. Beide Gummisohlen waren seitlich in sich zusammen geschmolzen!

Und da ja Freitag, der 13., war und man an einem solchen Tag keine Wunderheilung von einer Kamera erwarten kann, konnte ich nicht einmal Fotos davon machen.

P.S. Nachdem mir zwei Schuster davon abrieten, die Sohlen neu machen zu lassen, weil es "mindestens 50 Euro kosten" würde, hat mir ein alter Traditionsschuster die Schuhe für 15 Euro wieder perfekt neu besohlt.

Mittwoch, 18. Januar 2012

Kuba-DEF

D wie Dorfbewohner

Auf Kubas Straßen sieht man die skurrilsten Gestalten. Wie groß die Armut bzw. die wirtschaftliche Notlage tatsächlich ist, ließ sich auf den ersten Blick aber nicht feststellen.

Jedenfalls scheint die Situation deutlich entspannter zu sein als in einem Land wie Kambodscha, wo  abgemagerte Kindern mit großen Augen um Dollarscheine betteln - und man als Tourist genau weiß, dass ihre Eltern keine andere Einnahmequelle haben.

Dieser Mann verdient seine Brötchen in einem Dorf bei Trinidad mit dem Verkauf von Zuckerrohr-Saft, den er selbst mit einer Walze auspresst und mit Zitrone mischt. Kostenpunkt: ein Peso (ca. 70 Eurocent).

Pferdekarren sind neben Autos und Fahrrädern ein völlig normales Transportmittel.

Im Müßiggang sind viele Kubaner Weltspitze. Man muss ja auch nicht ständig im Stress sein, das färbt angenehmerweise auch auf die Urlauber ab.


E wie Ernährung

Die ersten Tage im Hotel waren hart. Denn wer auf Restaurants oder Snackbars am Pool angewiesen ist, hat keine große Auswahl. Fleisch, fettige Sandwiches und Pommes, so ist die Mangelernährung von Touristen.

Als völlig anders entpuppte sich die Verpflegung in den Casas particolares: Morgens beginnt der Tag mit frischgepresstem Mangosaft, einem Obstteller mit Papaya, Ananas und Banane, dazu frisches Brot und ein Omelette.


Meine persönliche Übersetzerin am reich gedeckten Frühstückstisch. Sogar die Milch für den Kaffee war heiß, mhh!

Abends gab es je nach Wunsch Meeresfrüchte, Fisch oder Fleisch, dazu Salate, geröstete Bananenscheiben und natürlich köstlichen Nachtisch. Mein absoluter Favorit: Flan.


Tischlein deck dich in La Boca: Unsere Gastgeber Manuel und Maria Duran haben uns kulinarisch verwöhnt - dafür standen die beiden jeden Abend stundenlang in ihrer Miniküche und haben geschnippelt und gebrutzelt.



F wie Fidel Castro

Der Revolutionär in Jogginghosen ließ sich nicht blicken. Angeblich spricht er jedes Jahr am 1. Januar an der Placa de Revolucion in Havanna zu seinem Volk (gern auch mal vier Stunden, wie man hört). Wir waren am Neujahrstag da - er nicht.

Immerhin ist sein Konterfei auf den hübschen sozialistischen Plattenbauten am Platz verewigt.

"Fidel, du machst das gut!", steht neben dem Kopf des früheren Staatsoberhaupts am Platz der Revolution in Havanna.
Nebenan klebt Revolutionär und Märtyrer Che Guevara, der natürlich auch nicht fehlen darf.

Sonntag, 15. Januar 2012

Kuba-ABC

A wie Autos

Wer Oldtimer liebt, dürfte sich in Kuba wie im siebten Himmel fühlen. Überall sind auf den mit Schlaglöchern übersäten Straßen bunte 50erjahre-Karossen unterwegs, die in Deutschland höchstens in der Garage stehen dürfen. Und sonntags mal zum Waschen rauskommen.




Sicherheitsbestimmungen scheinen in Kuba nicht zu existieren. Manchmal gab es immerhin Anschnallgurte, auf Kopfstützen muss in den meisten Karren verzichtet werden.

Dem Zustand der Autos nach zu urteilen gibt es auch weder TÜV noch umweltschonenende Maßnahmen wie Rußpartikelfilter. Zumindest stinkt und scheppert es im Straßenverkehr gewaltig.



 
Aber die Farben der Fahrzeuge (in den Augen einer Frau ohnehin wichtiger als Ausstattung oder Motorleistung) lassen Rückschlüsse auf den fröhlichen Charakter der Kubaner zu. Orange (wie oben) ist zwar nicht meine Farbe, aber in die petrolfarbenen Autos (unten) bin auch ohne Gurte immer gern eingestiegen.




B wie Badewetter

Weihnachten unter Palmen hat ja was. Wenn man zur Abkühlung bei knapp 30 Grad und Sonnenschein dann zwischendurch mal in den Pool springen kann, umso besser. In dieser bescheidenen Anlage haben wir uns deshalb erlaubt, den 24. Dezember zu verbringen:


Hotelpool in Havanna


"Vamos alla playa" sind die einzigen spanischen Worte, die ich halbwegs fehlerfrei aussprechen kann. Deshalb habe ich sie zu meinen Reisegefährten gesagt, die daraufhin am ersten Weihnachtsfeiertag den (leicht beschwerlichen) Bustransfer hierher buchten:


Sonnenuntergang an der Playa d'Ancon im Südosten Kubas
 
Kann schlimmer kommen, oder? Ich habe mich nicht beklagt.


Strand in La Boca, wo wir vier Tage gewohnt haben





C wie Casa particular

Natürlich kann man in Kuba in schicken Hotels wohnen. Man kann aber auch den Leuten etwas näher auf den Pelz rücken und sich ein Zimmer in den sogenannten "Casa particular" (deutsch: Privathäuser) buchen. 

Die kosten überall 25 kubanische Pesos (ca. 20 Euro) pro Nacht, wofür man zum Teil sogar Familienanschluss bekommt. Zumindest, wenn man wie meine Zimmergenossin perfekt auf Spanisch parlieren kann. (Dann erhält man sogar mal ne Holzstatue als Abschiedsgeschenk....)


Unser Zimmerchen in Trinidad bei der Mutter eines Hautarztes, den der Mann im Reisebüro in Havanna kannte (die Vermietung läuft immer über Mund-zu-Mund-Propaganda)
 
Die meisten Unterkünfte waren sehr liebevoll eingerichtet, mit bunt geblümten Tapeten, kitschigen Tagesdecken und herrlich geschmackloser Deko.


Perfekt für Prinzessinnen war das Zimmer in La Boca. Ich musste allerdings auf der Klappliege schlafen

Und fast überall hatten wir sogar eine Veranda oder Dachterrasse zu unserer privaten Verwendung. Gastfreundschaft wird in Kuba offenbar ernst genommen - die schönsten und größten Räume bekommen immer die Gäste.


Die berühmte Dachterrasse in Matanzas an der Nordküste bot mit ihren schmiedeeisernen Schaukelstühlen und türkisen Steinmauern den perfekten Ausblick in den Sternenhimmel.


Freitag, 6. Januar 2012

Sabotage

Schade, dass Weihnachten vorbei ist.

Diese Erkenntnis hat nichts mit einem neu entdeckten Hang zum Christentum, sondern mit einer ganz anderen Entdeckung zu tun: Die Hälfte meiner Fotos ist überbelichtet. Und die andere Hälfte ist verwackelt. Manche auch beides.

Unser Lieblingsstrand in La Boca ("Der Mund"): Da kamen Assoziationen mit "The Beach" hoch. Es gab aber keine mörderischen Haie, wie ich in mehreren Schnorchel-Sessions eruiert habe.


Ich brauche also eine neue Kamera (vorzugsweise geschenkt vom Weihnachtsmann).

Seltsamerweise hatte der Fotoapparat meines Vaters denselben Defekt bei der Belichtung - hat Fidel ein Magnetfeld geschaltet, um unsere kapitalistischen Güter zu sabotieren?

Wir hätten theoretisch noch einen dritten Fotoapparat dabei gehabt. Leider hat mein Schwesterchen aber ihr Ladekabel vergessen...

So könnt Ihr Euch nächste Woche auf bunte, interessante, überbelichtete und verwackelte Fotos einstellen, mit denen ich meine Reise nacherzähle.

Montag, 2. Januar 2012

Im Funkloch

Ja, okay, ich bin internetsuechtig. Zumindest sitze ich, entgegen vollmundiger Ankuendigungen im vergangenen Jahr, schon wieder vor einem oeffentlichen kubanischen Computer.

Zu meiner Entschuldigung kann ich vorbringen, dass seit dem Silvesternachmittag das Handynetz nicht mehr funktioniert und ich von der modernen Kommunikation abgeschnitten bin. (Vielleicht hat Fidel Castro nicht gefallen, dass ich ueber sein langsames Internet gelaestert habe?)

Ist aber nicht so tragisch, wenn man sich in der Naehe der schoensten Straende Kubas befindet. Nach der Silvesternacht in Havanna (keine Raketen, dafuer aber 21 Kanonenschuesse von der Festung und viel Salsa-Geplaerre) sind wir mit einem Zug, der nur von Rost zusammen gehalten wurde, mit ca. 20 Stundenkilometern an die Kueste von Matanzas gefahren.

Matanzas heisst auf spanisch "Massaker" und ist bislang recht friedlich. Wir wohnen bei drei alten Damen, die uns ihre fantastische Dachterrasse ueberlassen haben. Der Sternenhimmel verlockt gerade dazu, statt Bett in einem der fuenf schmiedeeisernen Schaukelstuehle da oben zu naechtigen.

Am Mittwoch heisst es dann schon wieder "Adios". Die Heimat ruft - leider ist sie nur durch eine 26-stuendige Reise ueber Paris zu errreichen...