Samstag, 11. Februar 2012

Schluss mit Großer Freiheit

Man soll ja aufhören, wenn's am schönsten ist. Und deshalb schließt dieser Blog aus gegebenem Anlass. Ich werde zwar erst im Mai 33, aber die Große Freiheit geht jetzt schon in ein anderes Lebenskonzept über.

(Sollte ich mehr als fünf Emails erhalten mit flehentlichen Bitten, Euch an dieser Stelle weiter zu unterhalten, überlege ich es mir nochmal)

Bis dahin vielen Dank fürs Reinklicken, lesen und überhaupt.

P.S. Der Tee hat übrigens nicht geholfen. Bin dann zu Antibiotika übergegangen, die haben ihre Pflicht getan.

Samstag, 4. Februar 2012

Dr. Ernst

Die Eiszeit im Büro und draußen hat ihre Wirkung bei mir nicht verfehlt. Den Auftakt zu meinem Wochenende machte also ein Besuch in der Apotheke.

Dort empfahl mir ein engagierter junger Pharmazeut mit vielen unverständlichen französischen Ausdrücken diverse Medikamente. Ich habe wirklich keine Ahnung, was er bei mir diagnostiziert hat!

Sicherheitshalber habe ich nur den empfohlenen Tee genommen - nach dem Motto, Großmutters Hausmittel helfen immer. Als ich die Packung in der Hand hielt, war ich mir dessen noch sicherer: Das Produkt ist von der Marke Dr. Ernst.

Drei mal täglich eine Tasse Dr. Ernst soll Wunder wirken.



Den Vornamen Ernst trug nicht nur mein leider verstorbener Großvater. Sondern auch mein Seelentröster und Psychotherapeut aus Dänemark, der in allen Lebenslagen aufmerksame und hilfsbereite Mann an meiner Seite:


Dackel Ernst mit stolzgeschwellter Brust am Strand. Seine Bemühungen um mein Seelenheil (treue Blicke, Hände lecken, anbiedern, freuen, auf den Hacken folgen) trugen ihm den Spitznamen Dr. Ernst psych ein.


Dr. Ernst der Hund war gut für's Herz. Dr. Ernst der Tee wird sich hoffentlich positiv auf andere Körperregionen auswirken, die von der Kälte in Mitleidenschaft gezogen wurden.

Genesungswünsche und Geschenke nehme ich unter der allbekannten Brüsseler Anschrift entgegen.

Freitag, 3. Februar 2012

Eiszeit

Die Rückkehr in die Realität ist ja manchmal hart. Vor allem, wenn man nach mehrtägiger Abstinenz in ein Büro kommt, in dem maximal drei Grad herrschen. Gefühlt, zumindest.

Dann kuschelt man sich also so eng wie möglich zusammen in eine Ecke und baut die drei Heizlüfter wie eine Wagenburg auf. Haben Arbeitnehmer in Belgien eigentlich gar keine Rechte?!

Immerhin freut man sich dann sehr, wenn man mittags zu spannenden Veranstaltungen wie "How to strengthen the EU External Action Service" oder "Better regulation for SMEs" gehen darf - vor allem unter den Aspekten Häppchen und Heizung. Zwei Stunden auftauen, bitte!

An dieser Stelle schleichen sich sehnsüchtige Erinnerungen an Kuba an, wo die Menschen schon bei 20 Grad anfingen, Wollmützen zu tragen... Hach, schön (warm) war's!


Nostalgische Erinnerung: Ein Sonnenuntergang an der Playa d'Ancon auf Kuba.

Ganz ungestört war die Romantik aber auch hier nicht. Denn kaum fing es an zu dämmern, krochen die Sandflöhe aus ihren Löchern und verbissen sich in den Beinen meiner Schwester und Übersetzerin. (Mein Blut mochten sie nicht)

Irgendwas ist ja immer.

Freitag, 27. Januar 2012

Nachtrag zu Freitag, dem 13.

Zugegeben, wie man an meinen letzten Einträgen sehen kann, bin ich mental noch ein bisschen in Kuba. Was auch daran liegt, dass ich von Brüssel keine Fotos mehr machen und deshalb auch keine guten Geschichten mehr erzählen kann (Ihr wisst schon, die kaputte Kamera, mein Mini-Gehalt, kein Geburtstag weit und breit...).

Dabei hätte ich am Freitag, den 13., eine hübsche Anekdote parat gehabt. Es begab sich nämlich zu der Zeit, dass ich mit eiskalten Füßen im Büro saß. Und das, obwohl ich meine neuen gefütterten Stiefel trug.

Kein Problem, dachte ich mir, und stellte meine Füße in den neuen Stiefeln auf den Heizlüfter. Zwanzig Minuten später stand ich auf - und stand komplett schief. Beide Gummisohlen waren seitlich in sich zusammen geschmolzen!

Und da ja Freitag, der 13., war und man an einem solchen Tag keine Wunderheilung von einer Kamera erwarten kann, konnte ich nicht einmal Fotos davon machen.

P.S. Nachdem mir zwei Schuster davon abrieten, die Sohlen neu machen zu lassen, weil es "mindestens 50 Euro kosten" würde, hat mir ein alter Traditionsschuster die Schuhe für 15 Euro wieder perfekt neu besohlt.

Mittwoch, 18. Januar 2012

Kuba-DEF

D wie Dorfbewohner

Auf Kubas Straßen sieht man die skurrilsten Gestalten. Wie groß die Armut bzw. die wirtschaftliche Notlage tatsächlich ist, ließ sich auf den ersten Blick aber nicht feststellen.

Jedenfalls scheint die Situation deutlich entspannter zu sein als in einem Land wie Kambodscha, wo  abgemagerte Kindern mit großen Augen um Dollarscheine betteln - und man als Tourist genau weiß, dass ihre Eltern keine andere Einnahmequelle haben.

Dieser Mann verdient seine Brötchen in einem Dorf bei Trinidad mit dem Verkauf von Zuckerrohr-Saft, den er selbst mit einer Walze auspresst und mit Zitrone mischt. Kostenpunkt: ein Peso (ca. 70 Eurocent).

Pferdekarren sind neben Autos und Fahrrädern ein völlig normales Transportmittel.

Im Müßiggang sind viele Kubaner Weltspitze. Man muss ja auch nicht ständig im Stress sein, das färbt angenehmerweise auch auf die Urlauber ab.


E wie Ernährung

Die ersten Tage im Hotel waren hart. Denn wer auf Restaurants oder Snackbars am Pool angewiesen ist, hat keine große Auswahl. Fleisch, fettige Sandwiches und Pommes, so ist die Mangelernährung von Touristen.

Als völlig anders entpuppte sich die Verpflegung in den Casas particolares: Morgens beginnt der Tag mit frischgepresstem Mangosaft, einem Obstteller mit Papaya, Ananas und Banane, dazu frisches Brot und ein Omelette.


Meine persönliche Übersetzerin am reich gedeckten Frühstückstisch. Sogar die Milch für den Kaffee war heiß, mhh!

Abends gab es je nach Wunsch Meeresfrüchte, Fisch oder Fleisch, dazu Salate, geröstete Bananenscheiben und natürlich köstlichen Nachtisch. Mein absoluter Favorit: Flan.


Tischlein deck dich in La Boca: Unsere Gastgeber Manuel und Maria Duran haben uns kulinarisch verwöhnt - dafür standen die beiden jeden Abend stundenlang in ihrer Miniküche und haben geschnippelt und gebrutzelt.



F wie Fidel Castro

Der Revolutionär in Jogginghosen ließ sich nicht blicken. Angeblich spricht er jedes Jahr am 1. Januar an der Placa de Revolucion in Havanna zu seinem Volk (gern auch mal vier Stunden, wie man hört). Wir waren am Neujahrstag da - er nicht.

Immerhin ist sein Konterfei auf den hübschen sozialistischen Plattenbauten am Platz verewigt.

"Fidel, du machst das gut!", steht neben dem Kopf des früheren Staatsoberhaupts am Platz der Revolution in Havanna.
Nebenan klebt Revolutionär und Märtyrer Che Guevara, der natürlich auch nicht fehlen darf.

Sonntag, 15. Januar 2012

Kuba-ABC

A wie Autos

Wer Oldtimer liebt, dürfte sich in Kuba wie im siebten Himmel fühlen. Überall sind auf den mit Schlaglöchern übersäten Straßen bunte 50erjahre-Karossen unterwegs, die in Deutschland höchstens in der Garage stehen dürfen. Und sonntags mal zum Waschen rauskommen.




Sicherheitsbestimmungen scheinen in Kuba nicht zu existieren. Manchmal gab es immerhin Anschnallgurte, auf Kopfstützen muss in den meisten Karren verzichtet werden.

Dem Zustand der Autos nach zu urteilen gibt es auch weder TÜV noch umweltschonenende Maßnahmen wie Rußpartikelfilter. Zumindest stinkt und scheppert es im Straßenverkehr gewaltig.



 
Aber die Farben der Fahrzeuge (in den Augen einer Frau ohnehin wichtiger als Ausstattung oder Motorleistung) lassen Rückschlüsse auf den fröhlichen Charakter der Kubaner zu. Orange (wie oben) ist zwar nicht meine Farbe, aber in die petrolfarbenen Autos (unten) bin auch ohne Gurte immer gern eingestiegen.




B wie Badewetter

Weihnachten unter Palmen hat ja was. Wenn man zur Abkühlung bei knapp 30 Grad und Sonnenschein dann zwischendurch mal in den Pool springen kann, umso besser. In dieser bescheidenen Anlage haben wir uns deshalb erlaubt, den 24. Dezember zu verbringen:


Hotelpool in Havanna


"Vamos alla playa" sind die einzigen spanischen Worte, die ich halbwegs fehlerfrei aussprechen kann. Deshalb habe ich sie zu meinen Reisegefährten gesagt, die daraufhin am ersten Weihnachtsfeiertag den (leicht beschwerlichen) Bustransfer hierher buchten:


Sonnenuntergang an der Playa d'Ancon im Südosten Kubas
 
Kann schlimmer kommen, oder? Ich habe mich nicht beklagt.


Strand in La Boca, wo wir vier Tage gewohnt haben





C wie Casa particular

Natürlich kann man in Kuba in schicken Hotels wohnen. Man kann aber auch den Leuten etwas näher auf den Pelz rücken und sich ein Zimmer in den sogenannten "Casa particular" (deutsch: Privathäuser) buchen. 

Die kosten überall 25 kubanische Pesos (ca. 20 Euro) pro Nacht, wofür man zum Teil sogar Familienanschluss bekommt. Zumindest, wenn man wie meine Zimmergenossin perfekt auf Spanisch parlieren kann. (Dann erhält man sogar mal ne Holzstatue als Abschiedsgeschenk....)


Unser Zimmerchen in Trinidad bei der Mutter eines Hautarztes, den der Mann im Reisebüro in Havanna kannte (die Vermietung läuft immer über Mund-zu-Mund-Propaganda)
 
Die meisten Unterkünfte waren sehr liebevoll eingerichtet, mit bunt geblümten Tapeten, kitschigen Tagesdecken und herrlich geschmackloser Deko.


Perfekt für Prinzessinnen war das Zimmer in La Boca. Ich musste allerdings auf der Klappliege schlafen

Und fast überall hatten wir sogar eine Veranda oder Dachterrasse zu unserer privaten Verwendung. Gastfreundschaft wird in Kuba offenbar ernst genommen - die schönsten und größten Räume bekommen immer die Gäste.


Die berühmte Dachterrasse in Matanzas an der Nordküste bot mit ihren schmiedeeisernen Schaukelstühlen und türkisen Steinmauern den perfekten Ausblick in den Sternenhimmel.


Freitag, 6. Januar 2012

Sabotage

Schade, dass Weihnachten vorbei ist.

Diese Erkenntnis hat nichts mit einem neu entdeckten Hang zum Christentum, sondern mit einer ganz anderen Entdeckung zu tun: Die Hälfte meiner Fotos ist überbelichtet. Und die andere Hälfte ist verwackelt. Manche auch beides.

Unser Lieblingsstrand in La Boca ("Der Mund"): Da kamen Assoziationen mit "The Beach" hoch. Es gab aber keine mörderischen Haie, wie ich in mehreren Schnorchel-Sessions eruiert habe.


Ich brauche also eine neue Kamera (vorzugsweise geschenkt vom Weihnachtsmann).

Seltsamerweise hatte der Fotoapparat meines Vaters denselben Defekt bei der Belichtung - hat Fidel ein Magnetfeld geschaltet, um unsere kapitalistischen Güter zu sabotieren?

Wir hätten theoretisch noch einen dritten Fotoapparat dabei gehabt. Leider hat mein Schwesterchen aber ihr Ladekabel vergessen...

So könnt Ihr Euch nächste Woche auf bunte, interessante, überbelichtete und verwackelte Fotos einstellen, mit denen ich meine Reise nacherzähle.

Montag, 2. Januar 2012

Im Funkloch

Ja, okay, ich bin internetsuechtig. Zumindest sitze ich, entgegen vollmundiger Ankuendigungen im vergangenen Jahr, schon wieder vor einem oeffentlichen kubanischen Computer.

Zu meiner Entschuldigung kann ich vorbringen, dass seit dem Silvesternachmittag das Handynetz nicht mehr funktioniert und ich von der modernen Kommunikation abgeschnitten bin. (Vielleicht hat Fidel Castro nicht gefallen, dass ich ueber sein langsames Internet gelaestert habe?)

Ist aber nicht so tragisch, wenn man sich in der Naehe der schoensten Straende Kubas befindet. Nach der Silvesternacht in Havanna (keine Raketen, dafuer aber 21 Kanonenschuesse von der Festung und viel Salsa-Geplaerre) sind wir mit einem Zug, der nur von Rost zusammen gehalten wurde, mit ca. 20 Stundenkilometern an die Kueste von Matanzas gefahren.

Matanzas heisst auf spanisch "Massaker" und ist bislang recht friedlich. Wir wohnen bei drei alten Damen, die uns ihre fantastische Dachterrasse ueberlassen haben. Der Sternenhimmel verlockt gerade dazu, statt Bett in einem der fuenf schmiedeeisernen Schaukelstuehle da oben zu naechtigen.

Am Mittwoch heisst es dann schon wieder "Adios". Die Heimat ruft - leider ist sie nur durch eine 26-stuendige Reise ueber Paris zu errreichen...

Donnerstag, 29. Dezember 2011

Buen Deslizo...

... heisst auf Spanisch "Guter Rutsch" und ist absolut frei uebersetzt. Aber ein Frohes Neues Jahr kann ich am 29.12. ja noch nicht wuenschen - und das hier wird wohl mein letzter Besuch in einem kubanischen Internetcafe sein.

Erinnert sich jemand an den Spass, mit Modem zu surfen? Das war doppelt so schnell wie hier - allein das Einloggen in einen Email-Account dauert mindestens eine Viertelstunde!

Zum Glueck habe ich beim Schnorcheln heute morgen reichlich innere Ruhe getankt: Ein Schwarm blauer Glitzerfische hat mich kreuz und quer durch ein Korallenriff im karibischen Meer gefuehrt. Ausserdem laeuft im Internetcafe ein Ventilator und draussen wartet bestimmt irgendwo ein frischgepresster Papaya-Saft auf mich.

Am Samstag tauschen wir die Einoede des Doerfchens La Boca im Suedwesten Kubas wieder gegen den Trubel in Havanna ein, um dort das neue Jahr zu begruessen. Also schon an dieser Stelle mein frommer Wunsch an meine geschaetzten Blogleser:

Guten Rutsch!

(... und sagt niemals "Buen Deslizo" zu einem Spanier)

Sonntag, 25. Dezember 2011

No hay fotos (keine Fotos)

Genauso, wie ich dieses Jahr auf eine knusprige Weihnachtsgans verzichten muss, muesst Ihr leider auf farbenfrohe Illustrationen zu Kuba verzichten. Zumindest bis ich wieder zuhause bin.

Denn der Computer hier im Hotel stammt etwa aus dem Jahr, als Steve Jobs laufen lernte und kann daher meine Fotos von der Kamera nicht per USB ueberspielen.

Dabei gibt es hier so viel zu sehen - vor allem Gegensaetzliches:

* Wunderschoene, bunt gestrichene Villen in La Habana (kubanisch fuer Havanna) im Kolonialstil, die an die Architektur der US-Suedstaaten erinnern

* daneben dann ehemals ebenso praechtige Haeuser, heute aber halb verfallen und ueberwuchert, die an King Louis' Affenstadt im "Dschungelbuch" erinnern

* kitschig geschmueckte Weihnachtsbaeume und Verkaeuferinnen mit Weihnachtsmannmuetze, obwohl christliche Feste hier bis Ende der 90erjahre verboten waren

* in der Kirche eine Prozession von Ordenstraegern mit Weihrauch und Jesus-Puppe, daneben Kirchenbesucher in Flipflops

* Eisdielen, in den Kubaner links sitzen und nur Orangeneis serviert bekommen, waehrend Touristen auf der anderen Seite unter Palmen die Auswahl zwischen Schokoladeneis, Erdbeer und Vanille haben

* zwei Waehrungen mit unterschiedlichen Banknoten - eine fuer Touristen und eine fuer Kubaner

... und vieles mehr, das ab dem 9. Januar farbenfroh illustriert wird, prometo!

Samstag, 24. Dezember 2011

Feliz navidad...

... y un prospero anyo nuevo ! Navedades bajo las palmeras cubanas es definitivamente ma`s recomendable que morirse del frio en la nieve alemana! Sentimos mucha pena para todos los que tienen que aguantar el frio bajo cero grados esta noche buena.

Das war Gastbloggerin Anne, die Euch (hoffentlich) meine besten Weihnachtsgruesse uebermittelt hat. Da ich kein Spanisch spreche, kann ich das leider nicht ueberpruefen. Ich nehme aber an, dass sie nach 4 Naechten mit mir im Doppelzimmer genug Respekt vor mir hat, um nicht hinter meinem Ruecken (in meinem Blog!) ueber mich zu laestern!

Fotos und Schwaermereien ueber Kuba folgen in Kuerze...

Mittwoch, 14. Dezember 2011

Au revoir!

Es heißt Abschied nehmen. Vom Arbeitsalltag, vom frühen Aufstehen, von den Parlamentsbesuchen, von abendlichen Häppchen, von Brüssel...

Und ich kann sogar ohne meinen Alltours sagen, wohin ich fliege. Meine Reiseführer heißen nämlich beide mit Nachnamen Fichtel und stehen auf individuelle Rucksackreisen.

Geschmack haben sie beide bei der Auswahl ihrer Reiseziele ganz eindeutig:

Palmen, Himmel, Strand und Meer - Kuba.

Am 20. Dezember, wenn in Deutschland der Weihnachtswahnsinn einsetzt, fliegen wir also zu dritt in die Karibik. Geschenke und Feuerwerk gibt's dann unter Palmen, wenn überhaupt. 2012 kommen wir wieder.

Ich bin gespannt!

Freitag, 9. Dezember 2011

Austern und Champagner

Vergesst die Häppchen in den deutschen Landesvertretungen. Wer sich von den Amis einladen lässt, speist im Schloss - und zwar Austern und Champagner.

Das Foto vom Digestiv im Kaminzimmer ist zu später Stunde entstanden, wie unschwer an den geleerten Gläsern zu erkennen ist.

Stellt Euch ein Chalet aus dem 19. Jahrhundert vor, mit acht Meter hohen Decken, Marmorkaminen und prasselndem Feuer. In jeder Ecke des Hauptsaales stehen Hochtische mit Delikatessen, die just in time von beige gekleideten, behandschuhten Kellner zubereitet werden:

Trüffel in Teigtaschen, Pastete auf geröstetem Schwarzbrot, Krabben und Tartare auf Cracker - und natürlich Austern satt. Glibbrig, salzig, mhmmmm. Mein persönliches Highlight: ein altmodischer Eiswagen, aus dem das Personal köstlich-kühlen Nachtisch in Waffeln portioniert.

Zur Feier des Tages habe ich meine Anmache perfektioniert: ein Glas Champagner, in hohem Bogen auf frisch geputzte Schuhe geworfen. Hat mir einen peinlichen Moment und die Visitenkarte eines hochrangigen NATO-Vertreters eingebracht.

P.S. Auch wenn ich diese Woche gleich auf vier Abendveranstaltungen teures Zeug getrunken habe, möchte ich mich gegen Snob-Vorwürfe ("mein wahres Gesicht") verwehren. Der Beweis für meine Bodenständigkeit: Heute genieße ich mein wahres Lieblingsgetränk. Kamillentee!

Montag, 5. Dezember 2011

Essen in Hessen

"Und wo gehen wir heute abend essen?", lautet oft die erste Frage morgens im Büro. Die Optionen sind zahlreich und verlockend. "In Hessen", heißt es dann. Oder auch "in Bayern". Oder "in Niedersachsen".

Gemeint sind die Landesvertretungen der deutschen Bundesländer in Brüssel. Sie laden oft und gern ein - zu politischen Vorträgen und Debatten, gern auch mal viersprachig. Puh. Aber es lohnt sich: Denn wer den akademisch-politischen Teil des Abend durchgestanden hat, bekommt eine kulinarische Belohnung.

In Hessen gab es jüngst ein köstliches Buffet mit Parmesan und 10 Schinken-Varianten (darunter auch herrlichste ENTE!). In Bayern, wo ich gerade herkomme, servierte man Häppchen vom Feinsten. In Niedersachsen hielt man es lieber schlicht und mutet den Gästen Brezeln, Gemüsesticks und Apfelsaft zu. (Kein Wein - im frankophonen Brüssel eine Zumutung.)

Egal, die Anwesenden schlagen sich die Bäuche voll. Vorträge machen schließlich hungrig. Nur einer hat nichts von der Völlerei: Der, der die Rechnung bekommt.

Der deutsche Steuerzahler.

Freitag, 2. Dezember 2011

Jubel

Vor 131 Jahren, anno 1880, fanden meine neuen Landsleute einen Grund zum Jubeln: den 50. Jahrestag ihrer Unabhängigkeit. Sie feierten ihn mit einem neuen Bauwerk, dem Jubelpark.

In seinem Herzen errichten sie einen imposanten Triumphbogen, der ans Brandenburger Tor erinnert. Und quasi bei mir vor der Haustür steht.


Das Jubeltor vor herrlich blauem Winterhimmel...


... und mit nächtlicher Beleuchtung in Szene gesetzt.

Bei solch einem Anblick geht man doch immer gern zur Haustür hinaus.

Donnerstag, 1. Dezember 2011

Meine Neue

Ich möchte mich zwar lieber als eine Art Anti-Glamour-Girl betrachten. Aber diese dezente Schminktasche hat jetzt trotzdem bei mir eine neue Heimat gefunden:

Schwarz, aber nicht unbedingt schlicht: Diese Tasche wohnt jetzt in meinem Brüsseler Badezimmer.

Irgendwo muss ich schließlich die Schminkutensilien, die ich mir als Ersatz für meine verlorenen Werkzeuge gekauft habe, aufheben. Es sind jetzt genau zwei Teile - statt wie vorher etwa 30. Die ich aber natürlich ohnehin nicht nötig hatte!

Auf bösartige Kommentare bitte ich an dieser Stelle zu verzichten.

Dienstag, 29. November 2011

Lieb & teuer

Ein schwarzer Tag im Leben einer Frau. Geradezu eine Tragödie.

Ich habe meine Schminktasche verloren. Am Montag morgen stehe ich auf und will mich vom Struwwelpeter in eine Dame verwandeln. Und stelle fest: SIE IST WEG! Vermutlich am Sonntag im Zug von Koblenz nach Brüssel aus dem Rucksack gefallen. Neeeeeeeeeeiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiin!

Ich musste an eine Bremer Freundin denken, die einmal ungeschminkt zur Arbeit gefahren war und ihre Schminksachen vergessen hatte. Daraufhin fragte sie sich ernsthaft, ob sie sich krankmelden soll.

Ich habe auch kurz drüber nachgedacht, dann aber stattdessen vor der Arbeit einen Umweg zum Supermarkt gemacht und zumindest das Notwendigste gekauft. Jedes einzelne Produkt war etwa dreimal so teuer wie in Deutschland. (Rossmann fehlt mir so sehr!)

Vom Materiellen einmal abgesehen war auch so manches liebgewonnene Schmuck- und Erinnerungsstück in der Schminktasche. Zum Beispiel ein Ring, der an meinem 30. Geburtstag im Kühlschrank lagerte und ganz ausdrücklich KEIN Verlobungsring war.

Immerhin: Diese amüsante Erinnerung werde ich vermutlich nie verlieren.

Sonntag, 27. November 2011

Weihnachts-Trends

Sie hat begonnen: Die Saison der geschmacklosen Glitzer-Blink-Deko, der blaugefrorenen Hände und der Besäufnisse auf Weihnachtsmärkten.

Gestern habe ich diese langvermisste Jahreszeit höchstpersönlich mit drei Lumumbas auf dem Koblenzer Weihnachtsmarkt eingeläutet.


Am Jesuitenplatz in Koblenz wird vor ehrwürdiger Kulisse gesündigt, äh, gegessen und getrunken.
 

Und das sind die diesjährigen Trends des Weihnachtsmarktes:

Santa Claus kümmert sich in diesem Jahr höchstpersönlich um den Abfall.








Bio rules: Mit Bioglühwein kann man der Umwelt auch beim Besaufen etwas Gutes tun.


Die drei Lumumbas (Kakao mit ordentlichem Weinbrand-Zusatz) habe ich übrigens auf mein Patenkind Johan getrunken, das am Nachmittag getauft worden war.


Sieht finster aus, war drinnen aber recht heimelig: Johans Taufkirche bei Koblenz.

Freitag, 25. November 2011

Blaues Wunder

Blaue Plüschsessel, nur zehn Sitzreihen und fünf Euro Eintritt - ich habe ein cineastisches Paradies in einer Seitenstraße gefunden. (Zum Vergleich: Im Multiplex um die Ecke kostet die Karte 9,90 Euro)

Gut, der Film war wenig spektakulär. "One day", in der deutschen Fassung "Zwei an einem Tag" erzählt die Romanze zweier Studienfreunde, die von Freunden zu Liebenden werden. Ohne Happy End, ganz wie im echten Leben.

Den Film habe ich ausgesucht, weil mir eine liebe Freundin gerade das Buch geliehen hat. Das brauche ich jetzt nicht mehr fertig zu lesen, denn nun weiß ich: Die Heldin stirbt am Ende. Und er wird seines Lebens nicht mehr froh.

Zu den blauen Plüschsesseln werde ich trotz dieses ernüchternden Ausgangs wiederkehren.

Donnerstag, 24. November 2011

Macho Macho

Meine neue Arbeit besteht zu einem bedeutenden Teil darin, Kaffee zu trinken. Unter anderem mit den zahlreichen Assistenten der Europa-Parlamentarier. Ein breites Netzwerk und gute Kontakte sind schließlich alles, wenn man ständig hochrangige Redner aquirieren muss.

Offenbar brauchen unsere Abgeordneten jede Menge Koffein. Denn wenn man es erst einmal durch die Eingangsschleusen des Parlaments geschafft hat, eröffnen sich ganze Etagen mit Tischen, Stühlen und Bars.

Da sitze ich dann also, schlürfe mein Heißgetränk und plaudere mit Sandra aus Portugal, Johannes aus Deutschland, Bendert aus Holland oder Alexandra aus Spanien über Reports, Regularien und Richtlinien.

Denkwürdig war auch mein Treffen mit Gabriele aus Italien, der mir von meinen Kollegen als "arroganter Chaot, immer busy busy" angekündigt wurde. Er überraschte dann aber positiv als charmanter Gesprächspartner, der an der Kaffeebar schneller sein Portemonnaie gezückt hatte, als ich Pieps sagen konnte. Dabei hatte ich das Treffen doch initiiert.

Gestern bekam ich eine Email von ihm.

"I hope to see you again for a coffee in the Parliament soon."

Ich schrieb zurück, dass das jederzeit möglich sei und ich mich ohnehin für den Kaffee vom letzten Mal revanchieren wolle.

Die Antwort war typisch italienisch.

"I'll get back to you with a date. But I PAY!!"

Hab kurz überlegt, ob er als stolzer Südländer wohl genug Humor für die Antwort hat, die sich mir sofort aufdrängte:

"MACHO!!"

Hab's mir verkniffen, wegen der guten Kontakte.