Donnerstag, 29. Dezember 2011

Buen Deslizo...

... heisst auf Spanisch "Guter Rutsch" und ist absolut frei uebersetzt. Aber ein Frohes Neues Jahr kann ich am 29.12. ja noch nicht wuenschen - und das hier wird wohl mein letzter Besuch in einem kubanischen Internetcafe sein.

Erinnert sich jemand an den Spass, mit Modem zu surfen? Das war doppelt so schnell wie hier - allein das Einloggen in einen Email-Account dauert mindestens eine Viertelstunde!

Zum Glueck habe ich beim Schnorcheln heute morgen reichlich innere Ruhe getankt: Ein Schwarm blauer Glitzerfische hat mich kreuz und quer durch ein Korallenriff im karibischen Meer gefuehrt. Ausserdem laeuft im Internetcafe ein Ventilator und draussen wartet bestimmt irgendwo ein frischgepresster Papaya-Saft auf mich.

Am Samstag tauschen wir die Einoede des Doerfchens La Boca im Suedwesten Kubas wieder gegen den Trubel in Havanna ein, um dort das neue Jahr zu begruessen. Also schon an dieser Stelle mein frommer Wunsch an meine geschaetzten Blogleser:

Guten Rutsch!

(... und sagt niemals "Buen Deslizo" zu einem Spanier)

Sonntag, 25. Dezember 2011

No hay fotos (keine Fotos)

Genauso, wie ich dieses Jahr auf eine knusprige Weihnachtsgans verzichten muss, muesst Ihr leider auf farbenfrohe Illustrationen zu Kuba verzichten. Zumindest bis ich wieder zuhause bin.

Denn der Computer hier im Hotel stammt etwa aus dem Jahr, als Steve Jobs laufen lernte und kann daher meine Fotos von der Kamera nicht per USB ueberspielen.

Dabei gibt es hier so viel zu sehen - vor allem Gegensaetzliches:

* Wunderschoene, bunt gestrichene Villen in La Habana (kubanisch fuer Havanna) im Kolonialstil, die an die Architektur der US-Suedstaaten erinnern

* daneben dann ehemals ebenso praechtige Haeuser, heute aber halb verfallen und ueberwuchert, die an King Louis' Affenstadt im "Dschungelbuch" erinnern

* kitschig geschmueckte Weihnachtsbaeume und Verkaeuferinnen mit Weihnachtsmannmuetze, obwohl christliche Feste hier bis Ende der 90erjahre verboten waren

* in der Kirche eine Prozession von Ordenstraegern mit Weihrauch und Jesus-Puppe, daneben Kirchenbesucher in Flipflops

* Eisdielen, in den Kubaner links sitzen und nur Orangeneis serviert bekommen, waehrend Touristen auf der anderen Seite unter Palmen die Auswahl zwischen Schokoladeneis, Erdbeer und Vanille haben

* zwei Waehrungen mit unterschiedlichen Banknoten - eine fuer Touristen und eine fuer Kubaner

... und vieles mehr, das ab dem 9. Januar farbenfroh illustriert wird, prometo!

Samstag, 24. Dezember 2011

Feliz navidad...

... y un prospero anyo nuevo ! Navedades bajo las palmeras cubanas es definitivamente ma`s recomendable que morirse del frio en la nieve alemana! Sentimos mucha pena para todos los que tienen que aguantar el frio bajo cero grados esta noche buena.

Das war Gastbloggerin Anne, die Euch (hoffentlich) meine besten Weihnachtsgruesse uebermittelt hat. Da ich kein Spanisch spreche, kann ich das leider nicht ueberpruefen. Ich nehme aber an, dass sie nach 4 Naechten mit mir im Doppelzimmer genug Respekt vor mir hat, um nicht hinter meinem Ruecken (in meinem Blog!) ueber mich zu laestern!

Fotos und Schwaermereien ueber Kuba folgen in Kuerze...

Mittwoch, 14. Dezember 2011

Au revoir!

Es heißt Abschied nehmen. Vom Arbeitsalltag, vom frühen Aufstehen, von den Parlamentsbesuchen, von abendlichen Häppchen, von Brüssel...

Und ich kann sogar ohne meinen Alltours sagen, wohin ich fliege. Meine Reiseführer heißen nämlich beide mit Nachnamen Fichtel und stehen auf individuelle Rucksackreisen.

Geschmack haben sie beide bei der Auswahl ihrer Reiseziele ganz eindeutig:

Palmen, Himmel, Strand und Meer - Kuba.

Am 20. Dezember, wenn in Deutschland der Weihnachtswahnsinn einsetzt, fliegen wir also zu dritt in die Karibik. Geschenke und Feuerwerk gibt's dann unter Palmen, wenn überhaupt. 2012 kommen wir wieder.

Ich bin gespannt!

Freitag, 9. Dezember 2011

Austern und Champagner

Vergesst die Häppchen in den deutschen Landesvertretungen. Wer sich von den Amis einladen lässt, speist im Schloss - und zwar Austern und Champagner.

Das Foto vom Digestiv im Kaminzimmer ist zu später Stunde entstanden, wie unschwer an den geleerten Gläsern zu erkennen ist.

Stellt Euch ein Chalet aus dem 19. Jahrhundert vor, mit acht Meter hohen Decken, Marmorkaminen und prasselndem Feuer. In jeder Ecke des Hauptsaales stehen Hochtische mit Delikatessen, die just in time von beige gekleideten, behandschuhten Kellner zubereitet werden:

Trüffel in Teigtaschen, Pastete auf geröstetem Schwarzbrot, Krabben und Tartare auf Cracker - und natürlich Austern satt. Glibbrig, salzig, mhmmmm. Mein persönliches Highlight: ein altmodischer Eiswagen, aus dem das Personal köstlich-kühlen Nachtisch in Waffeln portioniert.

Zur Feier des Tages habe ich meine Anmache perfektioniert: ein Glas Champagner, in hohem Bogen auf frisch geputzte Schuhe geworfen. Hat mir einen peinlichen Moment und die Visitenkarte eines hochrangigen NATO-Vertreters eingebracht.

P.S. Auch wenn ich diese Woche gleich auf vier Abendveranstaltungen teures Zeug getrunken habe, möchte ich mich gegen Snob-Vorwürfe ("mein wahres Gesicht") verwehren. Der Beweis für meine Bodenständigkeit: Heute genieße ich mein wahres Lieblingsgetränk. Kamillentee!

Montag, 5. Dezember 2011

Essen in Hessen

"Und wo gehen wir heute abend essen?", lautet oft die erste Frage morgens im Büro. Die Optionen sind zahlreich und verlockend. "In Hessen", heißt es dann. Oder auch "in Bayern". Oder "in Niedersachsen".

Gemeint sind die Landesvertretungen der deutschen Bundesländer in Brüssel. Sie laden oft und gern ein - zu politischen Vorträgen und Debatten, gern auch mal viersprachig. Puh. Aber es lohnt sich: Denn wer den akademisch-politischen Teil des Abend durchgestanden hat, bekommt eine kulinarische Belohnung.

In Hessen gab es jüngst ein köstliches Buffet mit Parmesan und 10 Schinken-Varianten (darunter auch herrlichste ENTE!). In Bayern, wo ich gerade herkomme, servierte man Häppchen vom Feinsten. In Niedersachsen hielt man es lieber schlicht und mutet den Gästen Brezeln, Gemüsesticks und Apfelsaft zu. (Kein Wein - im frankophonen Brüssel eine Zumutung.)

Egal, die Anwesenden schlagen sich die Bäuche voll. Vorträge machen schließlich hungrig. Nur einer hat nichts von der Völlerei: Der, der die Rechnung bekommt.

Der deutsche Steuerzahler.

Freitag, 2. Dezember 2011

Jubel

Vor 131 Jahren, anno 1880, fanden meine neuen Landsleute einen Grund zum Jubeln: den 50. Jahrestag ihrer Unabhängigkeit. Sie feierten ihn mit einem neuen Bauwerk, dem Jubelpark.

In seinem Herzen errichten sie einen imposanten Triumphbogen, der ans Brandenburger Tor erinnert. Und quasi bei mir vor der Haustür steht.


Das Jubeltor vor herrlich blauem Winterhimmel...


... und mit nächtlicher Beleuchtung in Szene gesetzt.

Bei solch einem Anblick geht man doch immer gern zur Haustür hinaus.

Donnerstag, 1. Dezember 2011

Meine Neue

Ich möchte mich zwar lieber als eine Art Anti-Glamour-Girl betrachten. Aber diese dezente Schminktasche hat jetzt trotzdem bei mir eine neue Heimat gefunden:

Schwarz, aber nicht unbedingt schlicht: Diese Tasche wohnt jetzt in meinem Brüsseler Badezimmer.

Irgendwo muss ich schließlich die Schminkutensilien, die ich mir als Ersatz für meine verlorenen Werkzeuge gekauft habe, aufheben. Es sind jetzt genau zwei Teile - statt wie vorher etwa 30. Die ich aber natürlich ohnehin nicht nötig hatte!

Auf bösartige Kommentare bitte ich an dieser Stelle zu verzichten.

Dienstag, 29. November 2011

Lieb & teuer

Ein schwarzer Tag im Leben einer Frau. Geradezu eine Tragödie.

Ich habe meine Schminktasche verloren. Am Montag morgen stehe ich auf und will mich vom Struwwelpeter in eine Dame verwandeln. Und stelle fest: SIE IST WEG! Vermutlich am Sonntag im Zug von Koblenz nach Brüssel aus dem Rucksack gefallen. Neeeeeeeeeeiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiin!

Ich musste an eine Bremer Freundin denken, die einmal ungeschminkt zur Arbeit gefahren war und ihre Schminksachen vergessen hatte. Daraufhin fragte sie sich ernsthaft, ob sie sich krankmelden soll.

Ich habe auch kurz drüber nachgedacht, dann aber stattdessen vor der Arbeit einen Umweg zum Supermarkt gemacht und zumindest das Notwendigste gekauft. Jedes einzelne Produkt war etwa dreimal so teuer wie in Deutschland. (Rossmann fehlt mir so sehr!)

Vom Materiellen einmal abgesehen war auch so manches liebgewonnene Schmuck- und Erinnerungsstück in der Schminktasche. Zum Beispiel ein Ring, der an meinem 30. Geburtstag im Kühlschrank lagerte und ganz ausdrücklich KEIN Verlobungsring war.

Immerhin: Diese amüsante Erinnerung werde ich vermutlich nie verlieren.

Sonntag, 27. November 2011

Weihnachts-Trends

Sie hat begonnen: Die Saison der geschmacklosen Glitzer-Blink-Deko, der blaugefrorenen Hände und der Besäufnisse auf Weihnachtsmärkten.

Gestern habe ich diese langvermisste Jahreszeit höchstpersönlich mit drei Lumumbas auf dem Koblenzer Weihnachtsmarkt eingeläutet.


Am Jesuitenplatz in Koblenz wird vor ehrwürdiger Kulisse gesündigt, äh, gegessen und getrunken.
 

Und das sind die diesjährigen Trends des Weihnachtsmarktes:

Santa Claus kümmert sich in diesem Jahr höchstpersönlich um den Abfall.








Bio rules: Mit Bioglühwein kann man der Umwelt auch beim Besaufen etwas Gutes tun.


Die drei Lumumbas (Kakao mit ordentlichem Weinbrand-Zusatz) habe ich übrigens auf mein Patenkind Johan getrunken, das am Nachmittag getauft worden war.


Sieht finster aus, war drinnen aber recht heimelig: Johans Taufkirche bei Koblenz.

Freitag, 25. November 2011

Blaues Wunder

Blaue Plüschsessel, nur zehn Sitzreihen und fünf Euro Eintritt - ich habe ein cineastisches Paradies in einer Seitenstraße gefunden. (Zum Vergleich: Im Multiplex um die Ecke kostet die Karte 9,90 Euro)

Gut, der Film war wenig spektakulär. "One day", in der deutschen Fassung "Zwei an einem Tag" erzählt die Romanze zweier Studienfreunde, die von Freunden zu Liebenden werden. Ohne Happy End, ganz wie im echten Leben.

Den Film habe ich ausgesucht, weil mir eine liebe Freundin gerade das Buch geliehen hat. Das brauche ich jetzt nicht mehr fertig zu lesen, denn nun weiß ich: Die Heldin stirbt am Ende. Und er wird seines Lebens nicht mehr froh.

Zu den blauen Plüschsesseln werde ich trotz dieses ernüchternden Ausgangs wiederkehren.

Donnerstag, 24. November 2011

Macho Macho

Meine neue Arbeit besteht zu einem bedeutenden Teil darin, Kaffee zu trinken. Unter anderem mit den zahlreichen Assistenten der Europa-Parlamentarier. Ein breites Netzwerk und gute Kontakte sind schließlich alles, wenn man ständig hochrangige Redner aquirieren muss.

Offenbar brauchen unsere Abgeordneten jede Menge Koffein. Denn wenn man es erst einmal durch die Eingangsschleusen des Parlaments geschafft hat, eröffnen sich ganze Etagen mit Tischen, Stühlen und Bars.

Da sitze ich dann also, schlürfe mein Heißgetränk und plaudere mit Sandra aus Portugal, Johannes aus Deutschland, Bendert aus Holland oder Alexandra aus Spanien über Reports, Regularien und Richtlinien.

Denkwürdig war auch mein Treffen mit Gabriele aus Italien, der mir von meinen Kollegen als "arroganter Chaot, immer busy busy" angekündigt wurde. Er überraschte dann aber positiv als charmanter Gesprächspartner, der an der Kaffeebar schneller sein Portemonnaie gezückt hatte, als ich Pieps sagen konnte. Dabei hatte ich das Treffen doch initiiert.

Gestern bekam ich eine Email von ihm.

"I hope to see you again for a coffee in the Parliament soon."

Ich schrieb zurück, dass das jederzeit möglich sei und ich mich ohnehin für den Kaffee vom letzten Mal revanchieren wolle.

Die Antwort war typisch italienisch.

"I'll get back to you with a date. But I PAY!!"

Hab kurz überlegt, ob er als stolzer Südländer wohl genug Humor für die Antwort hat, die sich mir sofort aufdrängte:

"MACHO!!"

Hab's mir verkniffen, wegen der guten Kontakte.

Donnerstag, 17. November 2011

In den belgischen Bergen

Die Sehnsucht war einfach zu groß. Also habe ich den vermutlich einzigen Isländerhof Belgiens ausfindig gemacht (und wer betreibt ihn? natürlich eine verrückte Deutsche), eine Freundin eingepackt und bin losgeritten.



Die Isländer vom Herver Hof in voller Winterfellpracht.


Leider wurde mir nach wenigen Minuten bewusst, dass mein Pferd eine Krücke war. Aber die bergige Landschaft unter strahlender Herbstsonne war wunderschön und so habe ich es auch genossen, 200 Meter hinter den anderen Reitern die Hügel heraufzuächzen... vermutlich wäre ich schneller gewesen, wenn ich das Pferd getragen hätte.


Der Ritt führte über erdige Abhänge und durch urige Dörfchen.


Und die Kartoffelsuppe hinterher in einer urigen Bauernküche hat auch geschmeckt... auf den Muskelkater am nächsten Tag hätte ich allerdings zur Not verzichten können.


Einen schöneren Novembertag hätten wir uns für diesen Ausflug kaum aussuchen können.

Samstag, 12. November 2011

Nachtrag I

Hier ist es endlich, das berühmte Ost-Ampelmännchen. Erinnert mich an mein Jahr am Prenzlauer Berg, wo ich es ständig ignoriert und die Straßen auf meinem alten Schrottrad bei rot überquert habe.

Typische Ost-Ampel, in der Nähe meines Hotels am Spittelmarkt.


Meine vier Tage in Berlin habe ich so gut wie ausschließlich auf einer Konferenz in einem stickigen Hotel verbracht. Okay, des Abends durfte mein neuer Chef mich mal zu einem Italiener am Hackeschen Markt einladen.

Leider habe ich nichts von den Feierlichkeiten am 9. November, dem 22. Jubiläum des Mauerfalls, mitbekommen. Dafür habe ich auf der Konferenz ein paar nette alte Bekannte wiedergetroffen (Anne weiß, von welchen Schattengestalten unserer Vergangenheit ich rede...) und nachts im Schnitt vier Stunden geschlafen.

Aber Berlin ist immer wieder eine Reise wert.

Und mein neues Aufgabengebiet, die EU, ist mir auch in der deutschen Hauptstadt über den Weg gelaufen - äußerst symbolhaft:


Das Büro des Europäischen Parlaments vor der Kulisse des Brandenburger Tors.

Nachtrag II

Auch Utrecht verdient noch eine kurze Erwähnung. Ein sehr hübsches Städtchen in den Niederlanden, etwa auf der Mitte zwischen Brüssel und Bremen, mit 300.000 anscheinend sehr feierfreudigen Einwohnern!

Zumindest waren die Straßen rund um die Uhr belebt: in erster Linie mit Fahrrädern. In zweiter Linie mit Fahrradfahrern. Unfassbar, diese Massen an unmotorisierten Zweirädern!


Ein ganz normale Wohnstraße in Utrecht: hübsche Backsteinbauten, davor eine Gracht und Massen an Fahrrädern.


Ein weiterer holländischer Klassiker: Holzschuhe. Ich bin aber meinen wärmenden Lederstiefeln treu geblieben - schon aus modischen Gründen.

Neben dem blauen Himmel verzückt vor allem die tolle Bausubstanz in der Altstadt.

Und besetzt wird Utrecht natürlich auch: Die Wall-Street-Kritiker haben am Marktplatz ihre Zelte  mit "Occupy Utrecht"-Schildern aufgeschlagen.

Dienstag, 8. November 2011

Wo bin ick?

Ich würde ja so gern mein neuestes Foto hochladen. Aber ich bin schon wieder in einem anderen Land (nicht Belgien, nicht Holland) und habe das Elementarteilchen nicht dabei, um meine Kamera mit dem Laptop zu verbinden.

Also bitte ich um etwas Geduld, bis Ihr das schöne rote Ampelmännchen auf dem Foto bewundern dürft!
Na, wo bin ick?

Donnerstag, 3. November 2011

Benelux-Trip

Ein Wochenende im Ausland, das wär' doch mal was!

Nachdem ich nun schon seit drei Wochen in Belgien hause, muss ich endlich mal wieder in die weite Welt. Also werde ich am Samstag an diesem fröhlich-bunt beflaggten Bahnhof in einen Zug steigen...

La Gare Centrale dans le centre de Bruxelles

... der mich ins niederländische Utrecht bringt. Mit dem Benelux-Ticket für schlappe 40 Euro. Wie ich gehört habe, soll die Stadt zu dieser Jahreszeit wunderbar illuminiert und sehr romantisch sein...

Dienstag, 1. November 2011

Amoklauf

Liebe Bloggemeinde,

muss ich mir Sorgen machen?
Ich war nun schon zweimal in Brüssel im Kino und beide Male wusste ich kaum etwas über den Inhalt des Films, für den ich eine Karte gekauft habe.

Kann es denn Zufall sein, dass beide Filme von einem Amoklauf handelten?!
In "We need to talk about Kevin" erschießt ein junger Mann Dutzende Klassenkameraden, seinen Vater und seine Schwester. In "De Bon Matin" erschießt ein älterer Mann seinen Vorgesetzten und ein paar Kollegen.

Wo bin ich hier hereingeraten? Was will man mir sagen?
Fragen über Fragen.

Montag, 31. Oktober 2011

Süße Versuchung

Die süßen Versuchungen lauern in Brüssel an allen Ecken. Zum Beispiel im "Le Pain Quotidien", einer rustikalen Bäckerei mit angeschlossenem Café im Stil Retro-Shabby-Chic. Gefährlicherweise liegt sie nur 300 Meter von meiner Wohnung entfernt.

Dort sitzen die Gäste an einem langen Eichentisch und teilen sich beim Frühstücken die herrlichen Marmeladen und Schokoladenaufstriche. Frisches Brot, Brötchen, Croissants und frischgepressten O-Saft bringt die charmante bilinguale Bedienung.

Mein Favorit: Der Brotaufstrich Blondie aus weißer Schokolade!

Kaffee, Croissant, Brot, süßer Aufstrich, frischer O-Saft - kann ein Sonntag besser beginnen?


Wer dieses Frühstück ohne Zuckerschock überlebt hat, kommt auf dem Weg in die Innenstadt an so vielen Pralinen-Geschäften vorbei, dass man schon vom Hingucken dick werden könnte.

Eine Box mit 15 Pralinen kann da schon mal 25 Euro kosten.

Pralinen und andere Süßigkeiten wie bei "La Belgique Gourmande" gibt's in Brüssel an jeder Ecke.

Donnerstag, 27. Oktober 2011

Rettungseinsatz um die Ecke

Hier ist vielleicht was los. Während ich gestern in der Kneipe saß, um belgisches Bier zu testen, haben sie direkt um die Ecke mal eben den Euro gerettet.

Die Glaskästen des EU-Viertels liegen keine 1000 Meter von meinem bescheidenen Penthouse entfernt.


Das Plakat "Investing in Europe's Future" (siehe Foto) hing allerdings auch schon vor dem historischen Kompromiss zum griechischen Schuldenschnitt da - und ist vermutlich weniger ironisch gemeint, als es momentan klingt.

Auch jenseits der finanziellen Verwicklungen ist Europa recht verwirrend. Ich schlage mich bei meinem neuen Job mit abertausenden schwer interpretierbaren Abkürzungen rum: EDA, EPP, MEP, DG, TBD, CEI, AGT, INTR, JUST, EP, ALDE, LD oder PTT heißen meine neuen Arbeitswerkzeuge. In meinem alten Leben kannte ich nicht viel mehr als EU, UNO und NATO.

Unten seht Ihr übrigens das Gebäude der EK, der Europäischen Kommission. Das sind die, die lustige Gesetze zur korrekten Krümmung von Bananen machen.


Auch die EU-Kommissare in diesem hübschen Gebäude sind jetzt quasi meine Nachbarn.

Sonntag, 23. Oktober 2011

Mobilmachung in Belgien

Das Wochenende geht drastisch seinem Ende zu, ein Jammer. Hat es mir doch ein wahres Hoch beschert: Zwei Tage voller Sonne, blauem Himmel und halbwegs sommerlichen Temperaturen.

Eine gute Voraussetzung, um meine geistige Mobilität auch körperlich umzusetzen und meine neue Umgebung zu erobern. Neben einer Metrokarte habe ich nun also auch eine Mitgliedschaft bei Villo!, dem Fahrradverleih der Stadt.

Innerhalb von zwei Tagen bin ich zur besten Villo!-Kundin geworden: Insgesamt bin ich an diesem Wochenende fünf Stunden auf den blau-gelben Leihrädern durch die Gegend gefahren. (Gut, dass ich mich nächste Woche im Büro ausruhen kann) Kostenpunkt: 9 Euro. Dazu kamen 2 Euro für ein Crêpe Zitrone im Café nebenan, das ich anschließend dringend für meinen Blutzuckerspiegel brauchte.

Ebenfalls direkt vor meiner Haustür ist eine Station von Cambio, einem Unternehmen für Carsharing. Rein zufällig gibt es ca. 1,5 Stunden von Brüssel entfernt ein hübsches Ziel für Freunde des Islandpferds. Kann sein, dass ich mich da mal an einem der kommenden Wochenenden blicken lasse.

Und bevor mir unter der Woche langweilig wird, teste ich die Angebote im Centre des Sports der Kommune Etterbeek (meine neue Heimat und Stadtteil in der Region Brüssel). Schwimmen, Yoga, Aerothai - mehr Mobilmachung geht nicht!

Dienstag, 18. Oktober 2011

Appelez-moi!

Je trouve que je dois donner ce blog la perspective international qu'il mérite. Donc je vous informe en francais (je ne parle pas encore du flamand) que j'ai un numéro de téléphone - et je vous en pris de l'utiliser! Si ce ne pas après minuit, en fait.

Voici mon numéro:

+32 est le code national pour le Belgique
puis mon age moins 5
puis mon vrai age
puis le jour de mon naissance moins 5
puis le mois de mon naissance plus 8
puis mon vieux numéro de l'appartment à Harburg plus 1

J'espére vraiment que je n'ai pas fait de fautes et vous allez avoir moi-même au téléphone!!

Montag, 17. Oktober 2011

Die spinnen, die Belgier

Diese Überschrift wäre als Pauschalaussage doch etwas hart. Und einer Absolventin der Kulturwissenschaft und Ethnologie nicht würdig.

Einige interessante Tatsachen lassen sich über die Belgier aber festhalten:

* Sie füllen ihren Müll in Plastiktüten und stellen diese einfach an die Straße. Hoffentlich werden sie ab und zu abgeholt (die Mülltüten, nicht die Belgier).

* Sie lassen ihre Straßenbahnen auch unterirdisch fahren.

* Sie wiegen ihr Obst im Supermarkt immer noch selbst - vor wie viel 100 Jahren war das in Deutschland üblich?

* Sie bezahlen schlappe 8,90 Euro für eine Kinokarte und blättern dann auch noch 35 Cent für den Klobesuch hin.

* Sie verstehen unter einem Croque kein opulentes Baguette, sondern einen mickrigen Toast.


Aber schön ist es hier trotzdem, oder?


Mein Schwesterlein vor einem Haus im Zentrum, das im Stadtplan als "Art Noveau" gekennzeichnet ist.

Eine gemütliche Wohnstraße bei mir um die Ecke in Etterbeek.

Romantikblick aus dem Parc de Bruxelles auf die Innenstadt.

Dass der König zuhause ist, erkennen Touristen wie Anne an der Flagge, die auf dem royalen Palast weht.

Strahlendes Wetter am Kunstberg, dem kulturellen Zentrum der Stadt. Für die Magritte-Ausstellung im Museum der Schönen Künste hatte wir leider keine Zeit. Wir haben uns seine Werke aber im Museumsshop angesehen.

Freitag, 14. Oktober 2011

Mitten in Europa

Ich bin angekommen im Herzen der EU. Mit Grüßen nach Augsburg: es ist Brüssel und nicht Berlin! ;-)

Dort warteten gleich mehrere positive Überraschungen auf mich: ein Glas Rotwein in der Wohnung meines Onkels, die ich in den nächsten Monaten auch die meine nennen darf. Eine äußerst behagliche Jugendstil-Wohnung mit 3 Zimmern und viel Flair. (Besuch ist übrigens genehmigt)

 
Mein Schwesterchen wurde sogleich von meinem Onkelchen dazu abkommandiert, seine neue SIM-Karte freischalten zu lassen. Außerdem hat sie ihm einen Flug gebucht und ich ihm einen Text übersetzt. Eine Hand wäscht eben die andere.

Weitere positive Überraschungen: blauer Himmel und Sonnenschein über Brüssel. Ein maximal zehnminütiger Weg zu meiner neuen Arbeit. Ein lebendiges Stadtviertel mit Restaurants, Boutiquen, viel Grün und tollen Altbauten.

Das Herz Europas kann sich sehen lassen.

Mittwoch, 12. Oktober 2011

Heimweh

Zum ersten Mal seit drei Wochen habe ich wieder ein Pferd angefasst. Ich hatte schon richtig Heimweh nach warmen Nüstern und strubbeligen Mähnen!

Die Möchtegern-Pferdeflüsterin mit einer polnischen Variante von Black Beauty.

Was ich da in der anderen Hand halte, ist übrigens keine tote Katze, sondern mein Schal. Es war sommerlich in Polen.

In Brüssel, wo ich Donnerstag um 15 Uhr ankomme, gibt es wahrscheinlich gar keine Koppeln :-( Dafür aber Familienanschluss mit Schwester und Onkel. Man muss nehmen, was man kriegt.

Montag, 10. Oktober 2011

Am Ende...

... des Regenbogens steht ein Topf voller Gold.

Doppelt schöner Anblick auf der A20 Richtung Polen.


Das behauptet zumindest der Volksmund. Und ich kann den Spruch bestätigen - zumindest, wenn man als Topf voller Gold auch einen liebevoll gekochten Lammbraten (eigenhändig geschlachtet, schluck) und einen eigens für mich (jahaa!) aus Gartenbirnen produzierten Saft gelten lässt.

Am Ende des Regenbogens wartete nämlich mein nach Mecklenburg-Vorpommern entschwundener Erzeuger in seinem ländlichen Domizil. Vielleicht sollte ich schreiben "mutmaßlicher Erzeuger", denn so bezeichnet er sich gern selbst. Ich möchte annehmen, dass das scherzhaft gemeint ist.

Hinter dem Regenbogen wartete übrigens schon wieder mein derzeitiges Schicksal: das Ausland. Denn der Weg von Schwennenz in die nächste größere Stadt führt ins polnische Stettin (auf polnisch ein Zungenbrecher: Stschschtätschin). Dort gibt es nicht nur eine hübsche Altstadt...

Ein wenig grau, aber gut erhalten: Die polnische Grenzstadt Stettin.

... sondern auch herrlichen Plunder im Supermarkt zu kaufen.

Bescheidener Wochenendeinkauf im polnischen Supermarkt.

Okay, für Hausschuhe, Eis und Wodka hätte man nicht nach Polen fahren müssen. Aber die Hausschuhe haben nur 9,90 Zloty (2,50 Euro) gekostet, so ein leckeres Stracciatella-Eis habe ich nicht mal in den dänischen Kühltruhen gefunden und der Wodka schmeckt nach Zimt. Ein gefundenes Fressen für unsere dreiköpfige Runde!

Mittwoch, 5. Oktober 2011

Nomadentum

Wir modernen Nomaden (man könnte auch sagen: Heimatlose, Globetrotter oder einfach Reisende) haben einen elementaren Vorteil: Wir brauchen quasi nix. Ne Zahnbürste ist praktisch, ab und zu auch in paar saubere Socken. Aber nicht mehr, als man mit sich rumschleppen kann.

So war mein blauer Rollkoffer in den vergangenen Tagen mein treuster Begleiter.

Mein Koffer und ich bei einer Rast auf einer Bremer Parkbank. Okay, außer Zahnbürste und Socken hatte ich auch noch ziemlich viele Bücher dabei. Um Wartezeiten zwischen Verabredungen zu überbrücken und ein gewisses Heimatgefühl herzustellen. Das klappt!


Ansonsten betten wir Nomaden unsere Köpfe da, wo man uns einlädt. So habe ich die letzten Nächte an folgenden Orten verbracht:

- 3 Nächte in der Kohlhökerstraße, Bremen
- 2 Nächte in der Ahrensburgstraße, Bremen
- 3 Nächte im Warnemünderweg, Hamburg
- 1 Nacht in der Ahrensburgstraße, Bremen
- 1 Nacht auf Gut Altona, Wildeshausen
- 2 Nächte im Oberblockland, Bremen
- 1 Nacht in der Niemannstraße, Hamburg

Vollpension und gute Unterhaltungen waren meistens inklusive. Vielen Dank an dieser Stelle an meine liebenswerten Gastgeber!! Ich revanchiere mich (im nächsten Leben, wenn ich auch irgendwo angekommen bin).

Heiße Ecke

Wer dachte, Bremen wäre eine beschauliche kleine Stadt voller friedliebender Fischköpfe, hat sich getäuscht. So werden Besucher neuerdings in der Innenstadt begrüßt:


Verbotsschilder wie diese hängen überall, wo es zur Bahnhofsmeile geht.

Besonders schön finde ich den Hinweis, dass Messer, Pistolen etc. nur zwischen 20 Uhr abends und 8 Uhr morgens auf der Bahnhofsmeile verboten sind. Tagsüber darf man sich offenbar ausleben.

Mittwoch, 28. September 2011

Hochzeitsfieber

Ich bin angekommen - in einem Land, wo jeder entweder gerade heiratet, schwanger ist oder ein Kind bekommen hat. Ja, das kann nur Deutschland sein. Liegt es am Elterngeld? Oder am Alter?

So ist das wohl, wenn die einen mit 32 die Große Freiheit wollen und die anderen ihre persönliche Freiheit mit Kind und Kegel aufgeben. Ähhh, ausleben.

Da ich seit letzter Woche nur noch aus dem Koffer lebe und dessen Inhalt über mehrere Wohnungen verteilt habe (Jacke in Bremen, Fotoapparat in Harburg, ich und mein Laptop in Rahlstedt), kann ich nicht mal ein lustiges Foto hochladen. Kommt aber noch.

Donnerstag, 22. September 2011

Gestrandet in Tversted

Genau jetzt wollte ich eigentlich am mütterlichen Abendbrottisch sitzen und eine liebevoll gestampfte Kartoffelsuppe schlürfen. Und ein Franzbrötchen naschen. Weintrauben liegen auch für mich bereit, wie eine zuverlässige Quelle berichtete.

Tja, schön wär's.

Kaum waren wir heute morgen auf der Autobahn, die Chefin und ich, bekam sie einen Anruf. Ihr 80 Jahre alter Vater war gestürzt und hatte eine schlimme Platzwunde am Kopf. Also alle Mann zurück nach Tversted.

Was einerseits nicht schlecht war, weil wir so die Hunde daran hindern konnten, noch mehr als nur den Brotkorb, das Brot, den Mülleimer und eine Ladung Geschirr zu zerkleinern. Andererseits stellte es sich heraus, dass ich ohne Auto heute nicht mehr zu einer akzeptablen Zeit nach Hamburg kommen würde.

Also fahre ich morgen früh um 4.15 Uhr mit dem Zug los. Viermal werde ich mit meinen drei Koffern und Taschen umsteigen müssen. Mit Glück bin ich dann gegen 14.30 Uhr in meiner Wohnung.

Beileidsbekundungen nehme ich jederzeit entgegen.

Mittwoch, 21. September 2011

Herbstidyll

Schönheit liegt bekanntlich im Auge des Betrachters.

Ergo: Mit Sonne im Herzen kann auch ein Regentag im Herbst gefallen. Zum Beispiel, wenn man im Nieselregen auf seinem Lieblingspferd am Strand reitet. Und die sanften Farben und die Stille genießt. Und das zum vorerst letzten Mal!

Tritla und Táta mit Reiterinnen am Strand von Tversted.


Das Herz will das Lieblingspferd übrigens am liebsten einpacken und mitnehmen, wenn es morgen wieder Richtung Zivilisation geht!

Stattdessen wird es sich einfach an innerliche und reale Sonnenstunden erinnern. So wie hier:


Zugegeben, ein Stoppelfeld piekst. Rückenlage mit Blick in die Wolken ist trotzdem die optimale Position darauf.

Keine Sorge, Zivilisation hin oder her, die Große Freiheit geht natürlich weiter. Nämlich ab Mitte Oktober in der Hauptstadt Europas.

Bis dahin bin ich durchaus geneigt, mich in Hamburg und umzu zum Essen, Tratschen oder beidem zu verabreden.  Und das zu erzählen, was nicht zwischen den Zeilen zu lesen war.

Dienstag, 20. September 2011

Bio kaufen!

Und nochmal Hufe schneiden. Diesmal bei stattlichen 120 Kühen. Bei den Pferden ist die Hochsaison jetzt vorbei, so dass viel Zeit für andere Vierbeiner bleibt.

Und für einige Erkenntnisse: Die 120 Kühe von heute produzieren Bio-Milch. Das heißt, sie dürfen jeden Tag auf die Weide. Sie können sich auf Sand betten. Sie werden nur zwei- statt dreimal täglich gemolken. Sie bekommen kein leistungssteigerndes, sondern natürliches Futter. Sie haben ruhige Augen und gesunde Hufe.

Silage für (vergleichsweise) glückliche Kühe.


Leute, kauft Bio-Milch!

Als Anreiz noch dieses liebreizende Video von der nächsten Generation dänischer Bio-Kühe.





Der Besitzer dieser stimmgewaltigen Tiere ist übrigens ein Sexist.
Als Beweis ein eindeutiger Teil unserer Unterhaltung:

Er: "So you are the cook?"

Ich: "Me? No, I can't cook."

Er: "So you are never going to get married."

My point exactly!

Samstag, 17. September 2011

Cowboys

Mit dem Chef bei der Arbeit. Neben seiner Freizeitbeschäftigung als Pferdezüchter, Hufschmied und Zäunereparierer ist er Huf- und Klauenschneider. Ein Cowboy also!

Gegen eine weitere Assistentin hatten weder er noch sein Helfer Ronny (man nennt ihn auch Meister Propper - und es passt) etwas einzuwenden. So kam ich in den Genuss, beim Hufeschneiden von 50 Kühen zu assistieren.

Der Chef schwingt sich also frühmorgens in seinen stinkenden Jeep, auf dem Anhänger seine, ähhh, wie nennt man das? Kuh-Hebebühne? Das schwere Metallgerät wird im Kuhstall aufgebaut, die Kuh hineingetrieben und mit großen Schlaufen hochgehoben. Manschetten an die Füße, die dann zum Beschneiden auch hochgezogen werden.


Ein mörderischer Apparat, in dem die Kühe sich da festbinden lassen müssen. Begeistert waren sie nicht.


Der Klauenschneider geht mit einer Flex daran, die Hufe zu kürzen und wunde Stellen herauszuschneiden. Dabei blutet es zuweilen ordentlich, viele Kühe scheißen vor Angst, auch kommt hin und wieder Eiter aus dem Huf. Kein Kommentar.

Beim Hufeschneiden fliegen scharfe Hornsplitter durch die Gegend - nicht ganz ungefährlich für alle, die ihr Augenlicht behalten wollen. Der Chef trägt deshalb eine schicke gelbe Schutzbrille, durch die die Welt nach seinen Angaben deutlich fröhlicher aussieht. Guter Trick oder Selbstbetrug?



Meine Aufgabe war es, ständig frische Kühe zur Maschine zu treiben und schriftlich festzuhalten, welche Art von Verletzung welche Kuh am Huf hatte. Nach spätestens 20 Minuten war übrigens alles - die Liste, meine Schuhe, meine Hose, meine Jacke, alles! - voll mit Kuhscheiße.

Je nach Ausmaß des Schmerzes muhen die Kühe, brummen, sabbern oder leiden still. Der Chef sagt aber, dass sie ohne Hufeschneiden deutlich mehr Schmerzen hätten.


Blutende Wunden verbindet der Chef mit schicken picken Bandagen. Kühe sind schließlich auch nur Frauen. Offenbar müssen sie aber unter der Geldgier ihres Besitzers leiden: Der Bauer hat jüngst die Futterrationen erhöht, damit die Kühe mehr Milch geben und drei- statt zweimal täglich gemolken werden können. Weil die Kuh so schwerer wird und mehr laufen muss, werden die Hufe überbelastet und sind laut meinem Chef in deutlich schlechterem Zustand als vorher.


Trendfarbe Pink: Verletzungen am Huf wurden mit Verbänden bandagiert, einige bekamen auch eine Art Schuh als Schutz auf den Huf geklebt.

Arme Viecher! Mein morgendliches Müsli mit Milch werde ich nun mit anderen Augen sehen.

Donnerstag, 15. September 2011

Meira frá Íslandi

Bréf eru alltaf með mér í huga jafnvel. Að þessu sinni voru kvartanir, ég myndi ekki hafa nægilega nákvæmar skýrslur Íslands (veitt kvörtuninni kom frá ákafur Íslendinga horsewoman).

Þess vegna skipulagði ég fljótt stór skýrslu, sem var ætlað að breiðari markhóps - þ.e. um 230.000 hamborgara.

Nákvæm Travel saga birtist á laugardag í ferðast hluta Hamburger Abendblatt!



Mehr aus Island


Leserbriefe werden bei mir ja immer berücksichtigt. Diesmal gab es Klagen, ich hätte nicht ausführlich genug von Island berichtet (zugegeben, die Beschwerde kam von einer begeisterten Isländerreiterin).

Deshalb habe ich schnell einen Bericht organisiert, der sich an eine größere Leserschaft wendet - nämlich ca. 230.000 Hamburger.

Die ausführliche Reisegeschichte erscheint am Samstag im
Hamburger Abendblatt!



P.S.: Dear Sigga, this is the result of the Google translator. I know it is shit!!

Sonntag, 11. September 2011

Herrenbesuch in Echtzeit

Das ist mein schmales Bett. Quasi in Echtzeit: Das Foto ist genau vor einer Minute entstanden. Darin liegt also Jensen und schnarcht. Und wo schlafe ich?

Den Laptop kann ich vorm Schlafengehen aus dem Bett entfernen, den Hund nicht. Wenn der schläft, dann geht gar nichts mehr.

Denn wer jetzt denkt, ich könnte ja wenigstens die Beine lang ausstrecken, der irrt. Am Fußende liegt auch vierbeiniger Herrenbesuch. Nämlich Dackel Ernst, wie immer am liebsten unter der Bettdecke eingemummelt (damit er morgens unauffälliger zum Kopfende hochkriechen kann).

                                                                           

Ein Mulcher...

... ist eine Maschine zum Mähen und gleichzeitigen Zerkleinern des Mähguts.

Das hat Hella korrekt beschrieben und damit ein Eis gewonnen. - Wenn du nach Tversted kommst, kaufe ich dir eins mit zwölf Kugeln an der berühmten blauen Bude am Strand, liebe Ex-Nachbarin! -

Einen TrostprEIS bekommen außerdem Mata, Anne und meine Mutter für ihre Quizbemühungen.

Eis essen am Strand ist übrigens nicht immer das reine Vergnügen. Neulich war es so stürmisch, dass man sich fast waagerecht gegen den Wind stemmen musste, um sich überhaupt bewegen zu können. Die zwölf Kugeln haben wir dann lieber im Auto vertilgt.

Stürmischer als das Wetter sind am Strand von Tversted nur die Hunde.





Samstag, 10. September 2011

Ersatzfamilie

Gruppenbild mit Mulcher (v.l.): Meine Wenigkeit mit Thor, Ernst, Hanna, Jensen und Jens.

So lustig ist das Bauernleben. Außer der Arbeit mit dem Mulcher (das rote Teil, wo die Mädels und Hunde drauf thronen) habe ich mit meiner Tverstedter Ersatzfamilie am Strand tonnenweise Sand geklaut, um die Pfützen auf dem Reitplatz aufzufüllen. Und einen Hundezwinger gebaut. Und sind ausgeritten, haben fein bei McDonald's gespeist und Hummer geknackt... ja, so lustig ist das Bauernleben!

P.S. Wer mir als erster per Email beantwortet, wozu ein Mulcher gut ist, dem spendiere ich beim nächsten Wiedersehen ein Eis!

Dienstag, 6. September 2011

Blutige Begrüßung

Ich bin an meinem Zielort angekommen. Drei Stunden Flug, fünf Stunden Bahnfahrt - dann war ich wieder im guten alten Tversted an der Nordsee.

Zur Begrüßung hat mir Jensen (zur Erinnerung: der Rhodesian Ridgeback) vor Begeisterung eine so heftige Kopfnuss verpasst, dass mir die Lippe aufplatzte.

Hunde sind einfach die besten Freunde der Welt.

Und zwei wahre Prachtexemplare davon liegen jetzt in meinem schmalen Bett und denken gar nicht daran, mir Platz zu machen.

Sonntag, 4. September 2011

Vertrauensselig oder: Das skandinavische Prinzip

Manchmal fühlt man sich als Deutscher im Ausland so richtig schäbig. Zum Beispiel, wenn man dreimal ungläubig nachfragt, ob Haus- und Autotüren wirklich nicht abgeschlossen werden müssen. (Nein, müssen sie nicht. Manche Isländer lassen der Einfachheit halber sogar ihren Schlüssel im Zündschloss stecken, wenn sie parken)

Oder wenn man sich wundert, ob der Busfahrer merken würde, wenn man ihm statt 350 Isländischer Kronen (rund zwei Euro) nur 35 gäbe. Denn er nimmt die Münzen nicht in die Hand, sondern fordert die Fahrgäste auf, das Geld abgezählt in einen Kasten neben dem Fahrersitz zu werfen.

Vertrauensselig kam mir auch vor, dass es im Kino keinen Kartenabreißer gibt. Theoretisch könnte jeder, auch ohne vorher an der Kasse um die Ecke ein Ticket erworben haben, einfach in den Saal gehen.

Warum das keiner tut, hat mir Siggas Freund Helgi aber halbwegs einleuchtend erklärt: "Man bezahlt, damit man kein schlechtes Gewissen bekommt, weil man nicht bezahlt hat!"

Aha. Das ist also das skandinavische (Vertrauens-)Prinzip. Dazu gehört übrigens auch, dass die Toilettennutzung überall gratis ist. Ein Mekka für Blasenschwache und Menschenfreunde!

Samstag, 3. September 2011

Touri-Dasein

Ich will ja niemanden neidisch machen. Aber so ein Hot Tub im Garten ist besser als jede Badewanne. Vor allem nachts bei Regen und mit einem Glas Weißwein.

Soviel zu meinen nächtlichen Aktivitäten. Tagsüber übe ich mich im Dasein eines normalen Touristen, inklusive Museumsbesuch, Essen gehen (indisch - pfui, überall klebt Koriander!) und blöde Fotos machen.

Blick über Reykjavik vom Saga-Museum aus: Es liegt auf einem Hügel und hat eine Kuppel wie der deutsche Bundestag.

Diese sinnbefreite Existenz wird bald ein Ende haben. Ab Mittwoch warten wieder Strohballen, Wassereimer und Pferdeäpfel auf mich. Wo? Überraschung! (Hat sich wie immer kurzfristig ergeben, ich habe erst heute meinen Flug gebucht. Zu einem Spottpreis, Iceland Express sei Dank)

Donnerstag, 1. September 2011

Nachbereitung

Vor der Reittour ist nach der Reittour. Auch wenn die nächste erst im kommenden Jahr - und sehr wahrscheinlich ohne mich - stattfinden wird.

So hat mich mein isländischer Chef Gestur für zwei weitere Tage gebucht, um den Schmutz von geschätzten 3000 Kilometern (insgesamt zwölf Sechs-Tages-Ritten) zu entfernen. Puh.

Vorher:

 20 völlig verdreckte Sättel, 30 Trensen und Nasenriemen sowie 20 Sattelgurte warteten auf Keimfreiheit.


Mittendrin:
 
Mein Arbeitsplatz für zwei Tage: Ein alter Tisch im Stall mit Blick auf grauen Himmel und strömenden Regen, im Radio permanent nervige Talksendungen (auf Isländisch natürlich). Dazu Temperaturen von acht Grad und durchgehend nasse Hände. Ein mittelgutes Arbeitsklima also.
 
Danach:

Nach einer Behandlung erst mit Lederseife und dann mit Öl ist alles fast wie neu!

Nachtrag:

Das Sattelzeug sah nach zwei Tagen Schrubben und Polieren wirklich toll aus. Nur ich glänze nun weniger mit Sauberkeit: Meine einzige Jeans hat Fettflecken, meine Fingernägel sind tiefschwarz und meine Hände so rauh wie die einer Achtzigjährigen.

Und: ich bin jetzt arbeitslos!

Das habe ich heute bei einem Crepe mit Schokolade und Banane in Reykjavik gebührend gefeiert. Und weil es so schön war, gab's zum Nachtisch ein Riesenstück Käsekuchen.


Meine Reitkollegin Anne in dem Reykjaviker Café, das eingerichtet ist wie zuhause bei Großmuttern.