Samstag, 17. September 2011

Cowboys

Mit dem Chef bei der Arbeit. Neben seiner Freizeitbeschäftigung als Pferdezüchter, Hufschmied und Zäunereparierer ist er Huf- und Klauenschneider. Ein Cowboy also!

Gegen eine weitere Assistentin hatten weder er noch sein Helfer Ronny (man nennt ihn auch Meister Propper - und es passt) etwas einzuwenden. So kam ich in den Genuss, beim Hufeschneiden von 50 Kühen zu assistieren.

Der Chef schwingt sich also frühmorgens in seinen stinkenden Jeep, auf dem Anhänger seine, ähhh, wie nennt man das? Kuh-Hebebühne? Das schwere Metallgerät wird im Kuhstall aufgebaut, die Kuh hineingetrieben und mit großen Schlaufen hochgehoben. Manschetten an die Füße, die dann zum Beschneiden auch hochgezogen werden.


Ein mörderischer Apparat, in dem die Kühe sich da festbinden lassen müssen. Begeistert waren sie nicht.


Der Klauenschneider geht mit einer Flex daran, die Hufe zu kürzen und wunde Stellen herauszuschneiden. Dabei blutet es zuweilen ordentlich, viele Kühe scheißen vor Angst, auch kommt hin und wieder Eiter aus dem Huf. Kein Kommentar.

Beim Hufeschneiden fliegen scharfe Hornsplitter durch die Gegend - nicht ganz ungefährlich für alle, die ihr Augenlicht behalten wollen. Der Chef trägt deshalb eine schicke gelbe Schutzbrille, durch die die Welt nach seinen Angaben deutlich fröhlicher aussieht. Guter Trick oder Selbstbetrug?



Meine Aufgabe war es, ständig frische Kühe zur Maschine zu treiben und schriftlich festzuhalten, welche Art von Verletzung welche Kuh am Huf hatte. Nach spätestens 20 Minuten war übrigens alles - die Liste, meine Schuhe, meine Hose, meine Jacke, alles! - voll mit Kuhscheiße.

Je nach Ausmaß des Schmerzes muhen die Kühe, brummen, sabbern oder leiden still. Der Chef sagt aber, dass sie ohne Hufeschneiden deutlich mehr Schmerzen hätten.


Blutende Wunden verbindet der Chef mit schicken picken Bandagen. Kühe sind schließlich auch nur Frauen. Offenbar müssen sie aber unter der Geldgier ihres Besitzers leiden: Der Bauer hat jüngst die Futterrationen erhöht, damit die Kühe mehr Milch geben und drei- statt zweimal täglich gemolken werden können. Weil die Kuh so schwerer wird und mehr laufen muss, werden die Hufe überbelastet und sind laut meinem Chef in deutlich schlechterem Zustand als vorher.


Trendfarbe Pink: Verletzungen am Huf wurden mit Verbänden bandagiert, einige bekamen auch eine Art Schuh als Schutz auf den Huf geklebt.

Arme Viecher! Mein morgendliches Müsli mit Milch werde ich nun mit anderen Augen sehen.

1 Kommentar:

  1. Danke für deine Einblicke in den Kuh-Alltag! Ja, die Milch im Müsli... Ich nehme mal an, dass der Bauer, von dem du hier berichtest, kein Bio-Bauer ist.
    Wünsche dir ein schönes (Kuh-Kacke-freies) Wochenende!

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