Donnerstag, 21. Juli 2011

Chaostage

Zeit ist Geld - vor allem, wenn die Hochsaison nur wenige Wochen dauert. Also werden so viele Reittouren wie möglich angesetzt, der Hof wimmelt den ganzen Tag von Leuten und wenn man fünf Minuten Mittagspause hat, kann man von Glück reden.

Die einen wollen lange reiten, die anderen nur kurz, die einen schnell, die anderen langsam, die einen wollen Pony führen und die nächsten wollen die Lebensgeschichten aller Pferde hören. Und zwischendrin gießt es wie aus Kübeln - und zwar grundsätzlich dann, wenn gerade alle gesattelt haben und aufsteigen wollen. Nervig!

So wie gestern nachmittag, als um 16 Uhr zwei Reittouren geplant waren. Schon nach zehn Metern wurde mir klar, dass meine Lieblingsstute Tritla lahmt. Der ganze Trupp kehrte um und ich holte missmutig ein anderes Pferd von der Weide. Kaum war das gesattelt, ging der Wolkenbruch los. Also zurück in den Stall, zumal es hinter der dunklen Regenwand bedrohlich grummelte. Als es wieder hell wurde, waren die Reitgäste schon so durchnässt, dass keiner mehr aufs Pferd wollte.

Meine Lieblingsstute hätte die Nacht eigentlich in der Box verbringen sollen. Das fand sie so unheimlich, dass sie trotz ihrer ohnehin lahmen Beine die Wand hochging und wir sie abends mit beiden Vorderbeinen über der Boxwand vorfanden! Jetzt steht sie wieder bei den anderen auf der Weide und ich kühle ihr alle paar Stunden das geschwollene Bein mit Wasser.

Die Boxwand ist etwa schulterhoch, konnte Tritla aber nur mit Mühe an der Flucht hindern. Selbst für Pferdekenner ist es ein äußerst ungewohnter Anblick, dass ein Pferd mit beiden Vorderbeinen über einer Wand festhängt.

Der ausgefallene Drei-Stunden-Ritt wurde heute morgen nachgeholt - im schönsten Sonnenschein. Allerdings nicht ohne Zwischenfälle: Beim Losreiten lahmte schon wieder ein Pferd, so dass allmählich die Ressourcen knapp werden. Mit kostbaren Rohstoffen wie Hufen und Beinen darf man eben nicht verschwenderisch umgehen.

Die Schonzeit fängt allerdings wohl frühestens Ende August an...

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