Sonntag, 3. Juli 2011

Deutsch-dänische Lebensart

Handelsblatt, SZ, FAS, WamS, BamS, Bild, sogar das gute alte Hamburger Abendblatt - ich habe sie am Wochenende alle gelesen. Alle! Ein schlimmer Rückfall in meine frühere Existenz als Nachrichten-Abhängige.

Die vielen gedruckten Buchstaben sind allerdings nicht der Grund für mein langes Schweigen hier im Blog. Sondern nur eine Begleiterscheinung meiner Wochenend-Aktivitäten, die mich zweimal zum Frankfurter Flughafen führten. Da lagen die Blätter alle umsonst aus und ich konnte mich nicht beherrschen.

Von Freitag bis Sonntag stand nämlich Familientreffen in Adelsheim an. Adelsheim ist ein Dörfchen in Baden-Württemberg, ca. eine Stunde von Würzburg entfernt, wo meine Großeltern lange gelebt und meine Mutter ihre ersten Lebensjahre verbracht hat. Und ich viele schöne Stunden meiner Kindheit mit Großeltern, Onkeln, Tanten und Cousinen.

Abgesehen von einem traurigen Besuch am Grab meiner Großeltern ging es am Wochenende beim Adelsheimer Volksfest sehr fröhlich zu:


Nahezu vollzählig waren die 5400 Einwohner Adelsheims beim Festumzug mit Blaskapelle (bitte Video anklicken!) dabei.




Beim Fassanstich auf dem Festplatz würdigte der Bürgermeister meine Familie übrigens ausdrücklich und lobte unsere weite Anreise aus den Metropolen Paris, Brüssel, Barcelona, Bonn, Hamburg - ja, und natürlich der Weltstadt Tversted!

Die süddeutsche Lebensart ist aber bei Bier und Brezeln nicht nur gemütlich, sondern hat auch eine künstlerische Seite. Das bewies die Adelsheimer Künstlergemeinde bei der nächtlichen Veranstaltung "Adelsheim leuchtet", die ich niemandem vorenthalten will:





Angeleuchtete Skulpturen, verschiedenste Lichteffekte und Videoinstallationen tauchten den Adelsheimer Schlossgarten in ein ganz besonderes Licht. Als Kleinkind soll ich dort übrigens an der Hand meiner Großmutter die Gräfin gefragt haben, ob sie eine Königin sei. Ich war schon immer von Macht und Geld fasziniert (deshalb arbeite ich jetzt auch quasi umsonst als Mädchen für alles).

Auch die dänische Lebensart hat mich vergangene Woche mehrfach staunen lassen: Die Dänen sind nicht nur herzliche Gastgeber, sondern ebenso wie die Norddeutschen Gelegenheitsgriller. Das heißt, sie grillen bei jeder Gelegenheit. Und nicht nur langweiliges Fleisch oder Fisch, sondern auch Süßigkeiten.

Während der Pfannkuchen in der Pfanne einfach nur fest werden soll, sind Marshmellows eine Kunst: Sie müssen gerade so weit erhitzen, dass sie außen karamellisieren und innen cremig werden.

Fasziniert hat mich auch ein traditionelles Gericht namens Koldskal. Übersetzt heißt das Kalte Schale und besteht aus dickflüssiger Milch mit runden Keksen drin, die allen Dänen als Kammerjunkere bekannt sind und köstlich schmecken. Das Ganze lässt sich wahlweise mit Früchten wie Erdbeeren oder Wassermelone kombinieren. Erfrischend!

P.S. Aufgrund mehrfacher Nachfragen möchte ich noch versichern, dass Hühnermörder Ernst keinen Hausarrest mehr hat. Es gab auch keine weiteren Todesfälle. Er zeigt aber immer noch erhöhtes Interesse am Federvieh und steht deshalb unter verschärfter Beobachtung - ebenso wie sein Kumpel Jensen, den man IMMER gut beobachten muss. Kein Pasta-Teller, keine Milchtüte, nicht einmal Wurzeln sind sonst vor ihm sicher. Vermutlich ist er der am wenigsten erzogene Hund in ganz Dänemark.

Ernst (l.) und Jensen drehen sogar dem Grillplatz mit Marshmellow-Duft ihre Rücken zu, um den fernen Hühnerstall im Blick zu behalten.

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