Sonntag, 7. August 2011

Alltagsfreuden

Ich möchte nicht, dass der Eindruck entsteht, eine Heuernte (siehe voriger Post) wäre etwas besonders Anstrengendes. Im Gegenteil, ich habe mich sogar richtig drauf gefreut. Endlich mal den Nachmittag einfach nur herumstehen und schwere Dinge heben müssen!

Denn der übliche Alltag in der Hochsaison enthält weitaus mehr Herausforderungen. Hier der Ablauf eines durchschnittlichen Tages - und zwar egal, ob Wochentag oder Wochenende, gearbeitet wird immer.

8.00 Der Wecker klingelt brutal früh. Ich ignoriere ihn, so gut ich kann. Meist sorgen aber die penetranten Hähne oder der Esel dafür, dass ich aus dem Schlaf gerissen werde.

8.28 Ich quäle mich aus dem Bett und stehe mindestens zehn Minuten in der Schlange vor dem Badezimmer. Das ist IMMER besetzt.

9.00 Offizieller Arbeitsbeginn. Pferde, Vogel, Katzen, Kaninchen, Schweine füttern und tränken. Versuchen, den nervigen (aber auch irgendwie süßen) Kindern aus der Ferienwohnung eine halbwegs sinnvolle Aufgabe zu beschaffen.

10.00 Der erste Ritt beginnt mit dem Versuch, den Menschen ein passendes Pferd zuzuteilen. Gar nicht so einfach, zumal es oft an gewissen Sprachbarrieren scheitert. Manchmal scheitert die Planung auch an den Pferden selbst, die sich nicht einfangen lassen wollen.

10.45 Nach dem Putzen, Satteln, Trensen, Nachgurten und mindestens zwei Klagen, dass der Sattelgurt nicht passt, geht es los.

10.48 Mit ganz viel Pech braust der Sommerbus am Trupp vorbei, die Pferde erschrecken sich und versuchen, nach Hause zu rennen.

13.45 Nach dem Drei-Stunden-Ritt kommen alle komplett nass wieder am Hof an - entweder dank der Sommerhitze durchgeschwitzt oder von einem Regenschauer durchnässt.

14.00 Nach dem Absatteln, Abtrensen und Hufe auskratzen sind endlich alle wieder auf der Weide. Die Hoffnung auf eine Mittagspause schwindet, weil eine Armada von kleinen Kinder ponyreiten will. Das Shetty muss also ran, die Kinder stellen Fragen über Fragen.

15.00 Die Reitschülerin taucht auf, eine halbe Stunde Unterricht auf dem Platz folgt.

15.50 Die nächsten Reiter für die Tour um 16 Uhr kreuzen auf, das Spiel mit dem Pferde verteilen, holen und fertigmachen beginnt von neuem.

18.30 Mit Glück war es nur eine kurze Tour und nach 1,5 Stunden Strandritt kommen wir wieder auf dem Hof an. Weil der Hund so erbarmungswürdig an seiner Kette jault, schwinge ich mich aufs Rad und drehe mit ihm eine Runde durch die Dünen.

19.15 Pferde füttern und Wassertröge auffüllen. Mit ganz viel Pech erscheint mitten in der Arbeit die Chefin und befiehlt eine Fahrt zur Weide, wo irgendeinem Fohlen die Hufe geschnitten werden müssen. Oder Wurmkuren verabreicht, was auch ein paar Stunden dauern kann. Oder ein Pferd muss in den Hänger geladen werden - irgendwas ist ja immer. Das Abendessen folgt irgendwann anschließend.

0.00 Nach einer belebenden Dusche sinke ich ins Bett und frage mich, wie um alles in der Welt ich jetzt noch die Kraft aufbringen soll, meinen Blog zu schreiben.

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